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ZUBER WIEN - EINE REISE DURCH DEN WIENER WOHNBAU

KUNST AM BAU
Dok Film - Internetportal und Schilder mit QR-Code vor Ort

www.zuber.wien

ZUBER Frauenwerkstatt Floridsdorf
ZUBER Käthe Leichter Hof
ZUBER Pioniersiedlung Favoriten
im Auftrag der WBV-GPA Wohnbauvereinigung für Privatangestellte
in Kooperation mit Dominik Nostitz
2023/2024

Ein Zuber ist ein großer Holzbehälter für Wasser und Personen, ursprünglich aus mittelalterlichen Wiener Badehäusern. Das Internetportal „zuber.wien“ knüpft daran an und erzählt lokale Geschichten. Im Gegensatz zur tratschigen Bassena soll man hier tief in die Geschichte eines Ortes eintauchen können. Zugang gibt es vor Ort über QR-Codes oder online....

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Ein Zuber ist ein großer ovaler Bottich aus Holz.
Darin hat viel Platz, sowohl Wasser zum Wäschewaschen oder zum Baden als auch ein paar Personen. Und wenn man dann so beisammen ist, gibt es auch viel zu erzählen.
Ursprünglich diente der Zuber als Utensil im mittelalterlichen Wiener Badehaus, einem Ort, der nicht nur der Körperpflege diente, sondern auch ein wichtiger Kommunikationsraum war.

Das Internetportal „zuber.wien“ will an diese Praxis des sozialen Raums anknüpfen und ein Gefäß für lokale Geschichten etablieren. Passend zu einem Zuber – und im Unterschied zur legendären Bassena am Gang, die vor allem für Tratsch und Streit berühmt war – soll man im zuber.wien tief in einen Ort und dessen Geschichten eintauchen können. Geboten wird eine unterhaltsame, atmosphärische Reise durch den Wiener Alltag, Geschichten des Wohnens sowie themenspezifische Statements zur Geschichte der Wohnhausanlage.

Der Einstieg in dieses eher unbekannte Leben ist denkbar einfach: Möglich ist es sowohl vor Ort über auf Stelen und auf Schildern angebrachte QR-Codes mittels der Handykamera, als auch zuhause am Computer über die Internetadresse zuber.wien. Das Pilotprojekt porträtiert die Pioniersiedlung der WBV- GPA in der Favoritenstraße 235, die, damals am Rand der Stadt, in den Jahren 1954-57 schrittweise errichtet und besiedelt wurde. Die Projektbetreiber führten dazu filmische Interviews mit BewohnerInnen der Anlage sowie mit jenen Menschen, die diesen Ort regelmäßig professionell betreuen. Zudem brachten die beiden „zuber-Bademeister“, Jürgen Glück und Dominik Nostitz, Musiker mit, die die Wohnanlage an entlegenen Stellen (Dachboden, Waschküche; Höfe u.a.) zum Klingen bringen.

Aus der Vielzahl an Zugängen und Klängen entwickelt sich ein ungewöhnlich stimmungsvolles Gesamtbild. Schnell merkt man, wie reich der Erfahrungsschatz der diversen Menschen ist, welch spannenden Geschichten sich an diesem Ort zugetragen und angehäuft haben. Auch die besonderen gestalterischen Details der Siedlungen kommen nicht zu kurz.

In nächster Zeit werden weitere Porträts von Wohnhausanlagen umgesetzt. Im Entstehen ist damit ein vorbildhafter und charmanter Oral-History-Reiseführer durch den Wiener Wohnbau – von den 1950er Jahren bis heute. (Text: Vitus Weh)

ZUBER FRAUENWERKSTATT FLORIDSDORF

Carminweg 8 / 1210 Wien
Baustruktur: 180 Wohnungen, 11 Stiegenhäuser
ZUBER- Kunst-am-Bau:
2 ZUBER Zapfsäulen
24 ZUBER Videos der BewohnerInnen
www.zuber.wien
Eröffnungfest: Kindertheater, Live Musik (Violetta Parisini)

Da, wo früher die unregulierte Donau sich ihren Weg gebahnt hat und Floridsdorf noch den Namen Bretteldorf hatte, ist heute dieser Wiener Stadtteil zu einem aufstrebenden und innovativen Wohnviertel herangewachsen. Nicht überraschend also, dass auch hier ein Meilenstein des Wiener Sozialbaus beheimatet ist. Die Frauen-Werk-Stadt Floridsdorf!

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FRAUEN WERKSTADT FLORIDSDORF

Da wo früher die unregulierte Donau sich ihren Weg gebannt hat und Floridsdorf noch den Namen Bretteldorf hatte, und später die Gegend als Wiener Gemüseacker genutzt wurde, ist heute dieser Wiener Stadtteil zu einem aufstrebenden und innovativen Wohnviertel herangewachsen.

Nicht überraschend also das auch hier ein Meilenstein des Wiener Sozialbaus beheimatet ist. Die Frauen Werkstadt Floridsdorf!

Die Wohnhausanlage Frauen Werkstadt besticht jedoch nicht nur durch seine schon fast urlaubshafte Lage an der alten Donau, und ihrer architektonischen Vorreiterrolle im gendergerechten Wohnen, sondern auch über die Vielschichtigkeit und Sympathie ihrer Bewohnerinnen!
ZUBER führt hier zahlreiche Gespräche mit den Mieterinnen über das Leben in der Anlage, taucht in ganz persönliche Geschichten ein und schafft daraus einen sehr persönlichen Einblick in den Alltag des Wohnbaus. Man könnte vermuten, dass diese hier gefundene Zufriedenheit des Wohnens ihre Wurzeln in dem wohlüberlegten Architekturkonzept hat.
Ganz im Sinne der Namensgeberin Margarete Schütte-Lihotzky war es den Architektinnen ein großes Anliegen, Lebensräume zu errichten. Ein Kindergarten, grüne Spielwiesen oder lichtdurchflutete Stiegenhäuser zeugen noch heute vom Engagement und der Weitsicht der Architektinnen und der Wohnbauvereinigung.

Um diesen facettenreichen Ort mit einem breiten Publikum teilen zu können, schafft ZUBER eine akustische und visuelle Playlist. Expertenstimmen ergänzen die individuellen Interviews mit den Bewohnerinnen und musikalische Darbietungen junger Musikerinnen schaffen ein atmosphärisches Gesamtbild der Anlage.
So wird die ZUBER Frauen Werkstadt zu einem weiteren Erlebnisraum sowie Kommunikationsimpuls der Anlage.

ZUBER KÄTHE LEICHTER HOF

1130 Wien, Auhofstrasse 152-156 / 1130 Wien
Baustruktur: 175 Wohnungen, 30 Stiegenhäuser
ZUBER- Kunst-am-Bau:
1 ZUBER Zapfsäule
27 ZUBER Videos der BewohnerInnen
www.zuber.wien
Eröffnungfest: Live Musik (die Brider)

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Geschlechtergerechtigkeit sowie grundsätzliche Fragen des Zusammenlebens, die Rolle der Frau im frühen 20. Jahrhundert und das Aufbrechen dieser Rolle – all das und vieles mehr waren Schwerpunktthemen eines Menschen, dessen Stimme ein wegweisender Impuls für die Zukunft war und bis in die Gegenwart nachwirkt.

EINE REISE IN DIE GESCHICHTE, KÄTHE LEICHTER

1895 geboren als Tochter einer großbürgerlichen jüdischen Familie rebelliert Marianne Katharina Pick schon früh gegen die Konventionen der Zeit: Sie schließt sich der bürgerlichen Jugendbewegung an und studiert als eine der ersten Frauen Staatswissenschaften und Nationalökonomie.
Der Erste Weltkrieg und die Nachkriegsrevolutionen radikalisieren die junge Wissenschaftlerin. Käthe Leichter wirft sich mit Herz und Seele in die Arbeiterbewegung. Sie glaubt fest an den Sozialismus und daran, die Befreiung des Menschen und damit auch die der Frauen selbst noch erleben zu können. Mit ihren umfangreichen Untersuchungen über das Leben von arbeitenden Frauen versucht Käthe Leichter, die Frauen zu ermutigen, um ihre Gleichstellung in Beruf und Familie zu kämpfen.

Bis zuletzt gibt sie die Hoffnung auf den Sieg ihrer Überzeugungen nicht auf. Sie geht nach dem Bürgerkrieg vom Februar 1934 zusammen mit ihrem Ehemann, dem Journalisten Otto Leichter, und den beiden Söhnen ins Schweizer Exil, um wenig später zurückzukehren und eine führende Rolle im Widerstand gegen den autoritären Ständestaat einzunehmen.
Nach dem "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 verkennt Käthe Leichter ihre gefährliche Lage als jüdische Frau, widerständige Sozialdemokratin und Intellektuelle und bleibt, um legal auszuwandern. Ende Mai 1938 verhaftet sie die Gestapo. Nach eineinhalb Jahren Haft wird sie zu einer mehrmonatigen Gefängnisstrafe verurteilt und danach sofort wieder der Gestapo übergeben. In dieser Zeit schreibt sie ihre "Kindheitserinnerungen", ein bewegendes Zeugnis über die untergegangene Welt des Wiener jüdischen Bürgertums, gewidmet ihren beiden Söhnen Heinz und Franz, die wie ihr Vater das rettende Ausland erreichen konnten.

Internationale Interventionen und Visas, die auf dem britischen und amerikanischen Konsulat auf sie warten, nützen nichts: Sie wird Ende 1939 in das KZ Ravensbrück deportiert und im März 1942 ermordet..

ZUBER PIONIERSIEDLUNG

Adresse: 1100 Wien
Favoritenstraße 235 / 2100 Favoriten
Baustruktur: 11 Häuser, 299 Wohnungen, 30 Stiegenhäuser
ZUBER- Kunst-am-Bau:
3 ZUBER Zapfsäulen
19 ZUBER Videos der BewohnerInnen
www.zuber.wien
Eröffnungfest: Live Musik (die falschen Fuffzger)

Der ZUBER in der Pioniersiedlung schafft hier eine atmosphärische Gesamtsituation zwischen Ruheoase und Gemeinschaftsdenken! Im Laufe der Gespräche mit den Bewohnerinnen und Bewohnern der Anlage sowie jenen Menschen, die diesen Ort professionell betreuen, entwickelte sich hier ein Bild der sozialen Strukturen und Besonderheiten dieses Ortes.

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ZWISCHEN RUHEOASE UND GEMEINSCHAFTSDENKEN

Der ZUBER in der PIONIERSIEDLUNG schafft hier eine atmosphärische Gesamtsituation. Im Laufe der Gespräche und Interviews mit den BewohnerInnen der Anlage sowie jenen Menschen, die diesen Ort regelmäßig professionell betreuen, entwickelte sich ein Bild der sozialen Strukturen dieses Ortes. Der ZUBER in der PIONIERSIEDLUNG versucht die Wichtigkeit des Austausches unter Menschen und die Schönheit der Betrachtungen der Dinge, die allgemein vielleicht nicht so wahrgenommen werden, in den Vordergrund zu stellen und die aufgezeichneten Wortspenden, Videos und Stimmungen Interessierten näherzubringen.

Weiters ist es ein Wunsch der Projektbetreiber durch diese Initiative zu inspirieren und zu weiterer Kommunikation anzuregen. Austausch, Kommunikation und Wahrnehmung stehen im Vordergrund dieser Arbeit.

Um diese Aufzeichnungen mit einem breiten Publikum teilen zu können, wurden zeitgenössische technische Mittel gewählt, die eine akustische und visuelle Playlist entstehen ließen, um die speziell an diesem und für diesen Ort geschaffenen Interviews als auch musikalischen Aufnahmen leicht abrufbar machen. Die vielen feinen Facetten des Ortes, wie zum Beispiel, die in den 50er Jahren entstandenen Fliesen und Sgraffitos (Wandmalereien auf den Außenmauern) sind Inspiration für die Gestaltung und Art der Veröffentlichung der Aufnahmen.

Mittels QR Code, lassen sich die Sammlungen hörbar und hoffentlich auch fühlbar machen. Die Gestaltung der Stelen, der Zapfsäulen, die als Infotafeln fungieren, haben sich eingefügt in die Form und Farbe der Balkone der Wohnbauanlage. Balkone sind auch Symbole des sich Öffnens, man geht aus sich heraus, und erhält Frischluft, ist direkt dem Wetter ausgesetzt. Das Öffnen, um gegenseitige Kommunikation zu finden, ist auch nicht immer leicht, wird oft mit Vorurteilen und Vorbehalten mit stärkerem Gegenwind gesehen. Hier versucht ZUBER die vorgefundenen Erzählungen, das beeindruckende und inspirierende Potential zu heben und zu teilen. Als eine erweiterte Erzählung, die auch Gäste der BewohnerInnen erleben können, als auch alle ProtagonistInnen der Wohnbauanlage selbst, schafft ZUBER hier einen Raum um neue Aspekte und Sichtweisen zu finden. Diese erste ZUBER ist quasi die Premiere dieser digitalen Waschküche und spiegelt die vielen Besonderheiten dieses Ortes wider; vom Gemeinschaftsgarten, dem Hrdlicka Denkmal, den Wandmalereien, den 50er Design-Balkonen sowie weiteren speziellen Gestaltungen, die sich über die Jahre hier ergeben haben. Es lässt sich der Wille spüren, diesem besonderen Ort weiterzuentwickeln. Genau dieser Ansatz war faszinierend und ein Grund, die Uraufführung dieses Konzeptes mit der WBV als Kooperationspartner und Auftraggeber umsetzen zu dürfen.